Im letzten Newsletter haben wir vor allem von Kyan erzählt. Wie ihr wisst, verbleiben noch fünf weitere Esel bei uns und diese machen jede Menge Eseldinge.
Besonders gespannt waren wir auf die Sommermonate und ob unsere kleinere Herde auch ohne Kyan wieder von den Koppeln ausbrechen würden. Tja, und es war nicht so. Sie standen kein einziges Mal unerwünscht in Nachbars Garten (den letzten Schaden hat unsere Haftpflicht übernommen…) und auch nicht mitten in der Nacht in unserer Einfahrt. Schon allein dieser Umstand hat unseren Arbeitsaufwand sehr reduziert. Allerdings haben wir die nahe gelegene Sommerweide, unten im Dorf, auch komplett neu eingezäunt.
Zusätzlich haben wir uns einen benzinbetriebenen Pfostenbohrer gegönnt. Ein wenig Respekt hatten wir schon vor dem Ding und es ist auch ziemlich trickreich, bis er endlich anläuft. Für uns Frauen ist ein Benzinmotor mit Zugstarter regelmäßig eine echte Herausforderung. Läuft der Pfostenbohrer erstmal, tut er was er soll. Das dann auch noch gut und leicht, mit der richtigen Bohrschnecke. Somit haben wir also unsere Pfosten richtig gut in den Boden bekommen.
Und zusammen mit dem richtig hochwertigen Litzenband ist die Weide sozusagen “kyansicher”. Apropos: In Schweden ist er übrigens noch gar nicht durch den Zaun abgehauen. Das mag an den festen Zäunen mit Drahtlitze und reichlich Strom drauf liegen.
Unsere Herde hat die Abwesenheit von Kyan übrigens völlig ungerührt zur Kenntnis genommen. Das erleichtert uns ziemlich. Doch wehe Soupline ist mal nicht da, dann ist das Getröte ihrer Kinder weithin zu hören.
Es hat eine Weile gedauert, bis die Esel endlich hinauskonnten. Wir mussten vorher die erste der Sommerweiden herrichten, also rundherum sensen, neue Pfosten setzen und neu einzäunen. Noch nie haben wir so lange ins Jahr hinein noch Heu zufüttern müssen wie in diesem Jahr. Selbstgefundenes Futter von der Weide ist deutlich kostengünstiger. Andererseits ist auch das sichere Einzäunen nicht billig. Vermutlich gleichen sich die Kosten letztlich in etwa aus.
Mit den Sommerweiden sind wir allerdings sehr wetterabhängig, die beiden anderen Weiden sind bei Schlechtwetter nur schwer zu erreichen, ohne Motorsense geht da gar nichts. Im kommenden Jahr werden wir uns daher notgedrungen nach einer hochwertigen Sense umsehen, oder zumindest eine für eine Woche ausleihen müssen, um der Brombeer- und Brennesselhecken Herr zu werden, die unsere Weiden und die Wege dorthin überwuchern. Unsere günstige Fuxtec-Sense, ist einfach nicht robust genug und Reparaturmöglichkeiten gibt es in Deutschland keine, niemand will sie reparieren. Da haben wir uns auf die Werbung verlassen, die uns genau das versprach.
Zu unserer Begeisterung können wir ab dem 11. November eine neue Weide von der Gemeinde pachten. Sie ist vollständig eben und direkt an der Asphaltstraße gelegen. Ein unglaublicher Luxus. Sobald der Pachtvertrag auf uns übergegangen ist, werden wir damit beginnen, eine feste Einzäunung zu errichten und mit Weidedraht versehen. Ein Stromgerät mit Solarpanel haben wir auch bereits. Wenn alles gut geht, können die fünf Esel dort auch im Winter immer mal tageweise hinbringen. Nur zwischen Stall und Winterweide hin und her zu pendeln, bietet ihnen einfach zu wenig Bewegung und Abwechslung. Das haben wir inzwischen gelernt, dass Bewegung unseren Faulpelzen nicht von allein liegt. Wir überlegen noch, wie wir auch in den Wintermonaten mehr Bewegungsanreize setzen können.
Souplines Hufe sind inzwischen weiter besser geworden. Ihre Hufrehe wächst sich aus. Alle vier Wochen spätestens werden ihre Hufe korrigiert und das zahlt sich aus. Leider hat sie sich im Oktober an einem Auge die Hornhaut verletzt, das wird lange dauern, bis der milchige Schleier sich wieder zurückzieht. Gegen die Schmerzen hat sie anfangs ein Mittel bekommen und als Schutz gegen Wind und Licht trägt sie weiter eine Fliegenmaske.
Fionns Sommerekzem ist fast völlig verschwunden. Erst im Herbst wurde er wieder kribbeliger und hatte ein paar Krusten an Bauch und Hals. Die wurden von uns wieder mit dem Mittel “MTG” eingerieben und waren fast sofort wieder glatt und heil. Gerade er wurde von uns über die warmen Monate auch sehr intensiv mit chemischer Fliegenkeule eingesprüht, das hat ihm sehr geholfen. Bei allen anderen haben das chemische und das selbst gemischte Mittel auch so gut gewirkt, dass kaum Fliegendecken notwendig wurden. Nur Masken hatten sie alle auf, weil es auch für Esel kaum etwas Unangenehmeres gibt, als ständiges Fliegengekrabbel an den Augen.
Kalimero ist über den Sommer ganz schön in die Länge geschossen. Er hat sehr lange Beine und wirkt insgesamt knochig. Im Oktober ist er vier Jahre alt geworden und wenn wir alte Bilder von Fionn ansehen, war der in dem Alter auch so ein Schlacks. Abgesehen davon, dass Kalimero mitten in der Pubertät ist und manchmal nur Unfug im Kopf hat, ist er beim Führen ein superbraver und gehorsamer Esel.
Dana hat sich immer mehr verändert. Uns war schon aufgefallen, dass die Mutterschaft dieses ungezogene Ungeheuer deutlich verändert hat, aber sie hat nochmal eine Schippe draufgelegt und ist so schmusig und brav, dass es uns manchmal schon regelrecht unheimlich wurde. Sie ist jetzt älter als zehn Jahre und das ist das magische Alter für Esel, ab dem sie ruhig und vernünftig werden. Das können wir nach unseren bisherigen Erfahrungen mit ihr und Altesse bestätigen.
Altesse ist richtig glücklich mit ihrer neuen Besitzerin, sie sich rundum großartig um sie kümmert. Die viele Pflege und Massagen habe sogar dafür gesorgt, dass ihr inzwischen richtige Schweifhaare gewachsen sind. Früher waren an dem Knochenstummel ja immer nur ein paar kurze Haare und wir hatten versucht ihr in der Fliegenzeit mit Extensions oder Einklipp-Haarsträhnen zu helfen. Jetzt hat sie selbst genügend Haare. Auch hier hat das “MTG von Shapley’s” hervorragende Arbeit geleistet.
Ach – und das mit dem „nicht ausbrechen“ unserer Esel hat nur während der Sommermonate angehalten. Kaum hielt der Herbst Einzug, konnten wir wieder losziehen und sie einsammeln. Wir hatten den Eindruck, dass Wildschweine sie aufgeregt haben, als die ganze Herde durch den Stromzaun davonlief. Auf der betreffenden Weide wollten sie dann anschließend auch nicht bleiben. Wir gaben schließlich nach und ab Ende Oktober holten wir sie dann wieder zurück ans Haus.