Anfang November hatten wir richtiges Sauwetter. Es goss tagelang in Strömen und die Weide, auf der unseren großen Esel noch standen, verwandelte sich in eine schlammige Rutschpartie. Wir haben auf der Sickingerhöhe einen sehr reichhaltigen und schweren Lehmboden. Wenn dieser richtig nass ist, dann lagert er sich unter den Schuhen in immer höher werdenden glitschigen Klumpen an. Genauso ist das bei den Hufen unserer Esel. Selbst wir konnten uns auf dem glitschigen Untergrund kaum auf den Beinen bleiben. Kurzentschlossen beendeten wir die Situation, nachdem wir gesehen hatte, wie gefährlich das wurde.
Oben am Haus hatten wir zwischenzeitlich die Weide in zwei Bereiche eingeteilt. So konnten die Junghengste in ihrem Bereich stehen mit einem Zelt als Unterstand. Die erwachsenen Esel waren tagsüber auf der größeren Weide und nachts im Stall. Nachdem die Kastrationswunde bei Kalimero verheilt und die angeratene Wartezeit vergangen war, ließen wir dann alle Esel auf der Weide wieder zusammen. Dies ging unerwartet völlig ruhig, harmonisch und friedlich vor sich. Wir hatten eher mit einer Stampede oder zumindest fliegenden Hufen gerechnet.
Gespannt warteten wir dann ab, ob das auch so bleiben würde, wenn sie in der Nacht alle gemeinsam im Stall stehen würden.
Unsere Hoffnungen wurden erfüllt und wir spüren, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat, die wir dieses Jahr noch einmal extra in die Verbesserung und Erweiterung von Stall und Paddock gesteckt haben. Die Fläche ist groß genug, dass sich alle sechs Esel darin entspannt aufhalten können. Zur Freude unserer Nachbarn – ach eigentlich des ganzen Dorfes – haben die Tiere nun auch mit ihrer ständigen lautstarken Kommunikation aufgehört. Denn Esel können eindeutig zählen, sie wissen wann sie zahlenmäßig nicht vollständig sind, und teilen dies hörbar mit.
Der selbst konstruierte Heuwagen, mit dem wir einen kompletten Rundballen Heu im Stall überallhin rollen können, wo wir ihn gerne hätten, vereinfacht unsere Arbeit auch sehr. Stehen die Esel drinnen, befindet er sich in der Mitte des Raumes, so dass alle Esel daran fressen können. Misten wir im Stall aus, dann schieben wir ihn einfach zur Seite. Mit ein wenig Anstrengung kann sogar eine einzelne Person den Wagen verschieben!
Über dem Paddock haben wir ein wasserdichtes Sonnensegel von vier mal sechs Meter angebracht, um die Esel auch dort gegen Regen zu schützen. Es ist so steil gespannt, dass es hoffentlich auch stärkeren Regen, Sturm und Schnee aushält. Seitlich gibt es ein kurzes Überdach von knapp zwei Metern, unter dem der Strohballen liegt und auch noch ein Esel trocken stehen kann. Nun ist alles, was wir für dieses Jahr an Umbauten für unsere Esel geplant hatten fertig gestellt. Im nächsten Jahr bauen wir außen weiter. Dann sollen sie bei gutem Winterwetter die Möglichkeit haben, völlig selbstständig zwischen Stall und Weide hin und her wandern können.
Ein besonderes Highlight für uns war die Teilnahme am Martinsumzug in unserem Heimatort Biedershausen zu dem wir die beiden Jungs Kalimero und Kyan auswählten. Wir hatten mit ihnen in den vergangenen Wochen sehr viel trainiert und sie sind derzeit auf der Straße am sichersten zu führen. Maya und Birgit zogen ihre mittelalterlichen Umhänge an und machten sich am Abend, bei dickem Nebel mit Sichtweite unter 50 Metern, auf den Weg zum Dorfplatz, wo schon das Martinsfeuer brannte. Eine ganz neue Erfahrung für die Esel, die sie ganz souverän meisterten.
Allerdings dauerte es bis zum Abmarsch der Laternenkinder doch etwas länger als geplant und Kalimero hatte zu dem Zeitpunkt schon keine Lust mehr. Als nach den ersten Metern die Kinder auch noch anfingen zu singen, war für ihn der Spaß vorbei. Er buckelte, riss am Führseil, und wollte davonlaufen. Daher wurde Kalimero umgehend wieder in den Stall verfrachtet. Kyan hopste zwar auch ein wenig, ließ sich aber wieder beruhigen. Und dann lief Kyan vor dem Umzug her, einmal rund ums ganze Dorf, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes getan. Ein wirklich schönes Erlebnis!