Gegen Ende der andauernden Regenfälle haben wir unsere Esel wieder nach oben ans Haus geholt. Die steile Weide wurde immer glitschiger, Fionn verstauchte sich eine Fessel und zu essen gab’s auch nichts mehr. Mit der neuen Weide am Wald waren wir nicht weiter vorangekommen, da wir bei der Nässe nicht mit Kettensäge, Sense und Erdbohrer arbeiten konnten.
Stattdessen haben wir die Talweide hergerichtet, den Zaun noch einmal kontrolliert und die Esel dann hinuntergebracht.
Wir machten dabei die Probe aufs Exempel unserer Erziehung der letzten Monate. Wir waren nur drei Menschen, hatten sechs Esel und wollten die lange Strecke nur einmal laufen. Also haben wir einen Teil der Esel frei mitlaufen lassen. Das ging überraschend gut. Fionn hatte sich dreimal „verlaufen“, weil seitlich des Weges sooo leckeres Grün war, und musste wieder eingesammelt werden. Dafür war Kalimero so unglaublich brav, dass man fast glauben konnte, einen großen Hund dabei zu haben.
Kaum auf der Koppel angekommen, waren die Menschen abgemeldet und die Esel verschwanden hinter meterhohen Wänden aus Brennnesseln und Disteln. „Vielen Dank, auf Wiedersehen“. Am nächsten Morgen wurden wir und das Fliegenspray allerdings schon wieder sehnsüchtig erwartet .
Apropos lange Strecke: Die Strecke zur Talweide ist nicht nur lang, sondern auch ziemlich steil und mit einem PKW nicht befahrbar. Jedes Jahr, wenn unsere Esel dort unten auf die Weide kommen, ist die tägliche Versorgung eine Prüfung unserer Ausdauer. Eine Prüfung, die wir nur mit Ach und Krach bestehen.
Dafür ist jetzt größtenteils Abhilfe geschaffen, denn dank lieber Spenden haben wir ein gebrauchtes Mini-Quad kaufen können. Damit ist es uns möglich, auch zwischendurch „mal kurz“ nach dem Rechten zu sehen, ohne uns zu überanstrengen. Dann kümmerten wir uns um die Aufarbeitung eins passenden Anhängers, um uns auch den Transport von Material zu erleichtern.
Die Esel wollten uns aber offensichtlich auch behilflich sein, dass wir nicht immer so weit zu ihnen unterwegs sein müssen. Nach einer sehr regnerischen und stürmischen Gewitternacht klingelte recht früh bei uns im Haus das Telefon. Die Nachbarin, die unterhalb unserer Hausweide wohnt, meldete sich am anderen Ende und teilte mit, dass unsere Esel ausgebrochen seien. Sie konnte natürlich nicht wissen, dass die Esel genau genommen einen Einbruchsversuch machten. Diese waren nämlich in der Nacht den langen Weg von unten nach oben gewandert und standen nun wie bestellt und nicht abgeholt vor dem verschlossenen Zaun und im offenen Stall herum. Sie hatten scheinbar gedacht, dass das Personal auch schon da sei…
Beinahe ohne Aufforderung latschten unsere lieben Langohren schließlich durchs geöffnete Tor auf die Koppel und gingen erstmal schlafen. Keine Viertelstunde später lagerte der Großteil in den unterschiedlichsten Entspannungspositionen auf dem Boden herum und schnarchte. Passiert ist bei dem Ausbruch (fast) nichts. Nur Altesse hatte sich offensichtlich irgendwo mit einem Stück Stacheldraht angelegt und zwei Kratzer am Kopf.