Frisch Initiierte haben eine ganz besondere Gabe: Sie können alles, verstehen alles und sind allen Herausforderungen gewachsen – so fühlt es sich jedenfalls an. Und das ist gut so, denn Mut, Neugier und der Tatendrang sind grenzenlos, entsprechend auch frische Kraft, die so ein neues Leben am Beginn begleitet. So ging es auch mir nach meiner schamanischen Initiation. Die Prüfungen, die ich ablegen musste haben mir gezeigt was möglich ist.
Selbstverständlich braucht so ein Frischling auch ein rituelles Krafttier, das als Begleiter und Helfer zur Seite steht.
Mein Lehrer wies mir im Zuge eines Rituals ein Stück Wald zu und forderte mich auf, mein Krafttier zu finden. Kein Problem, so mitten im Wald wimmelt es ja nur so von Gekreuch und Gefleuch… dachte ich.
Was ich damals zwar wusste, aber noch nicht verinnerlicht hatte war die Tatsache, dass Rituale Räume schaffen können, die sich aus der menschlichen Wirklichkeit herausheben.
Ich sehe sicher gleich ein Tier – nichts
…ist nur oberflächlich – brauche ich mich nur ein wenig bücken – nichts
…unter den Steinen – einfach mal umdrehen – nichts
…aber im Dickicht, unter den Büschen – jetzt wird es unangenehm, ich rutsche schon auf dem Bauch – nichts
Ausgesehen habe ich, als wäre ich selbst ein Stück Wald und der Frust wich langsam der Verzweiflung. Irgendwann hielt ich mich für die unfähigste Schamanin aller Zeiten.
Ich legte mich erschöpft auf den Rücken, um mich ein wenig auszuruhen, denn die Suche war sehr kräfteraubend.
Als ich so da lag, die Sonne in meinem Gesicht und die warme Erde unter mir fühlte, wurde mir wieder bewusst, dass ich nur ein Teil davon bin, aber mit allem verbunden. Meine Arme hatte ich auf dem Waldboden ausgestreckt und in diesem wohligen Gefühl sagte ich laut „Bitte, Tier komm zu mir – ich brauche deine Hilfe“.
Kaum ausgesprochen kitzelte es an meiner Hand und eine einzelne Ameise krabbelte auf meine Handfläche, wo sie in der Mitte stehen blieb. Ich konnte sie so zu meinem Lehrer tragen, ohne sie festhalten zu müssen.
Meine erste Lektion im Leben eines Schamanen war Demut. Der Wald und die Ameise waren beeindruckende Ausbilder, ich werde sie nie vergessen.
Diese kleine Geschichte ist persönlich, andere Menschen haben andere Geschichten und andere Lektionen in ihrem Leben. Es geht darum zu zeigen, wie einfach es tatsächlich ist, die Welt zu verstehen und in ihr zu bestehen. Einfach mal laufen lassen und dem Gefühl nachgeben und „Bitte“ wird im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Zauberwort.
Gerne beantworte ich Fragen zu diesem und anderen schamanischen Themen. Anfragen können an hofladen@avalonorden.de gerichtet werden.
Eine schöne Zeit wünscht
Lady Uschi
Nemeton dwr collen